Seit im 17. Jahrhundert in Rom die Académie de France ins Leben gerufen wurde, unterstützt Frankreich die Strahlkraft von Kunst und Kultur dadurch, dass es die kreative Arbeit seiner Künstlerinnen und Künstler bereichert, indem es ihnen das Eintauchen in fremde Kulturen ermöglicht. Mit diesem Ziel vor Augen wurde 1920 die Casa de Velázquez in Madrid eröffnet. Das Netz wurde 1992 durch die Villa Kujoyama in Kyoto erweitert.
Im Juli 2021 hat Frankreich in den Vereinigten Staaten seine 4. Künstlerresidenz, die Villa Albertine, eröffnet.
Über die Künstlerhäuser hinaus bilden die Stipendien einen wichtigen Bestandteil der französischen Politik der kulturellen Förderung und Zusammenarbeit. Auch werden sie dem aktuellen ökologischen Anspruch gerecht, da es sich bei den Programmen um längerfristige Aufenthalte und eine Verankerung in der entsprechenden Gegend handelt. Auch bieten sie Raum für Innovation und Transmission. Forschungsarbeiten insbesondere in den Bereichen Design und Kunsthandwerk führen zur Herstellung neuartiger, nachhaltiger Materialien und zur Ausarbeitung neuer Fertigungsverfahren, die sich für eine sehr viel breitere Anwendung eignen.
Frankreich trägt durch verschiedene Maßnahmen zur Weiterentwicklung dieser Residenzprogramme bei.
- Das Institut français schreibt jedes Jahr Residenzprogramme aus, mit denen etwa 70 internationalen Künstlerinnen und Künstlern ein drei- bis sechsmonatiger Gastaufenthalt in der Cité Internationale des Arts im Zentrum von Paris ermöglicht wird.
- Französische und ausländische Künstlerinnen und Künstler können sich auch direkt bei der Cité Internationale des Arts bewerben, die für verschiedene Sparten (bildende Kunst, Musik, Schriftstellerei, darstellende Kunst) und Themen eigene Vergabekommissionen organisiert. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1965 bietet die Cité Internationale des Arts Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt die Möglichkeit für einen Aufenthalt. Sie bildet einen Lebensraum, der offen ist für den Dialog zwischen den Kulturen und an dem Künstlerinnen und Künstler ihrem Publikum, aber auch ihrem beruflichen Umfeld begegnen können. In Zusammenarbeit mit 135 französischen und internationalen Stellen nimmt sie jeden Monat mehr als 300 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Disziplinen, Altersklassen und Hintergründe auf.
- Das Programm „Fabrique des résidences“ wird ebenfalls vom Institut français in Paris getragen und wendet sich an die Kulturabteilungen der französischen Botschaften, Instituts français und Alliances françaises, die ein Residenzprogramm auf den Weg bringen möchten. Dank der „Fabrique des résidences“ kann das kulturelle Netzwerk bei Entwurf und Strukturierung eines Residenzprogramms für Künstlerinnen und Künstler im Gastland auf technische und finanzielle Starthilfe zugreifen.
So können überall auf der Welt Residenzorte und -programme für Künstlerinnen und Künstler entstehen, wie zum Beispiel die Villa Ndar in Saint-Louis im Senegal oder auch die Villa Saigon in Vietnam.
Académie de France in Rom – Villa Médicis
Die Académie de France in Rom – Villa Médicis steht unter der Aufsicht des Ministeriums für Kultur. Sie begünstigt künstlerisches Schaffen, fördert den Dialog zwischen Kulturen und künstlerischen Disziplinen und tut dies anhand von drei „Missionen“:
- die „Mission Colbert“: Künstlerinnen und Künstler, Forscherinnen und Forscher in Residenz empfangen
- die „Mission Malraux“: ein Kulturprogramm zusammenstellen, das sämtliche Bereiche der Kunst und des kreativen Schaffens umfasst, um so ein echtes deutsch-französisches Labor der Künste zu schaffen, das auch Europa und den Rest der Welt im Blick hat
- die „Mission Kulturerbe“: das bauliche und landschaftliche Erbe sowie die Sammlungen der Villa bewahren, restaurieren und dem Publikum zugänglich machen
Weitere Informationen über die Villa Médicis : https://www.villamedici.it/fr/
Die Casa de Velázquez in Madrid
Die 1928 eingeweihte Casa de Velázquez steht auf einem Grundstück, das der spanische Staat Frankreich überlassen hat. Sie fungiert als Zentrum künstlerischen Schaffens und als wissenschaftliches Forschungszentrum. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie (ebenso wie die Villa Médicis in Rom) sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Forschende aufnimmt.
Zu den Aufgaben der Casa de Velázquez gehört es, kreative Arbeiten und Forschungstätigkeiten in Verbindung mit Kunst, Sprachen, Literatur und Gesellschaften iberischer und iberoamerikanischer Länder sowie des Maghrebs zu entwickeln.
Auch soll sie zur Ausbildung der Künstlerinnen und Künstler, der Forschenden und Lehrenden beitragen und am Ausbau des künstlerischen und wissenschaftlichen Austausches zwischen Frankreich und den betreffenden Ländern mitwirken. Sie verfügt über eine gut bestückte Bibliothek mit mehr als 140 000 Bänden, dazu ungefähr 1 700 Zeitschriftentitel sowie eine Abteilung für Veröffentlichungen, die jedes Jahr ungefähr 15 Werke und zwei Ausgaben einer Zeitschrift herausgibt.
In der Casa de Velázquez verbringen jedes Jahr ungefähr 30 Künstlerinnen und Künstler einen ein- bis zwölfmonatigen Aufenthalt. Für gewöhnlich läuft im Oktober oder November die Bewerbungsphase für eine Residenz in der nächsten Saison.
Weitere Informationen über die Casa de Velázquez : https://www.casadevelazquez.org/
Villa Kujoyama in Kyoto
Die Villa Kujoyama ist gedacht als Ort des Austausches und als Labor für gestalterische Arbeit und interdisziplinäre Forschung. Hier treffen Kunstschaffende in ihrer gesamten Bandbreite aufeinander, die jedoch alle der Wunsch eint, in Verbindung mit Japan ein Projekt durchzuführen. Das Künstlerhaus nimmt jedes Jahr für eine Dauer von zwei bis sechs Monaten ungefähr zwanzig aufstrebende bzw. arrivierte Künstlerinnen und Künstler aller schöpferischen Disziplinen auf, sei es Kunsthandwerk, bildende Kunst, Literatur, darstellende Kunst, Kino, digitale Kunst oder Gastronomie.
Die Betreuung wird individuell an die Stipendiatinnen und Stipendiaten angepasst und zielt darauf ab, ihnen im Anschluss an die Residenz zu Bekanntheit zu verhelfen. Dazu werden insbesondere Partnerschaften mit verschiedenen Einrichtungen in Frankreich und in Japan geschlossen. Dadurch, dass sie es französischen und japanischen Kunstschaffenden ermöglicht, dauerhafte Verbindungen zu knüpfen, stellt die Villa Kujoyama innerhalb der von Frankreich angestrebten kulturellen Zusammenarbeit ein besonders wichtiges Element dar. Sie bietet französischen Künstlerinnen und Künstlern die außergewöhnliche Gelegenheit, sich wirklich in die japanische Kulturlandschaft einzugliedern und die spätere Entwicklung ihres Schaffens im Land zu befördern.
Die Bettencourt-Schueller-Stiftung ist der größte finanzielle Unterstützer der Villa, die inzwischen eine einzigartige Einrichtung innerhalb des Netzwerks für kulturelle Zusammenarbeit des Ministeriums für Europa und auswärtige Angelegenheiten darstellt. Sie bildet die Speerspitze im Wirken des Institut français in Japan und besticht durch ihre außerordentliche Geschichte und Lage.
Weitere Informationen über die Villa Kujoyama : https://www.villakujoyama.jp/
Villa Albertine in den Vereinigten Staaten
Zu den etablierten französischen Künstlervillen kam vor Kurzem die Villa Albertine hinzu, die in den Vereinigten Staaten ihre Tore geöffnet hat.
Sie setzt die Reihe der bereits bestehenden, von Frankreich unterhaltenen Künstlerresidenzen im Ausland fort, folgt jedoch einem gänzlich neuen Konzept, denn sie verfügt über permanente Räumlichkeiten in zehn Städten und führt Künstlerinnen und Künstler so nahe wie möglich an die amerikanischen Gegebenheiten und die wichtigen zeitgenössischen Fragen, die dort Thema sind, heran.
Zur Villa Albertine gehören zehn Residenzen in zehn amerikanischen Großstädten (Atlanta, Boston, Chicago, Houston, New Orleans, Los Angeles, Miami, New York, San Francisco und Washington). Sie wird ungefähr sechzig Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster künstlerischer Disziplinen beherbergen und bietet maßgeschneiderte Residenzen für Kunst- und Kulturschaffende sowie Forschende.
Für die 2. Saison der Villa Albertine läuft die Bewerbungsfrist für eine ein- bis dreimonatige Residenz im Jahr 2023 in einer der zehn Kunsthäuser der Vereinigten Staaten noch bis zum 20. Januar 2022.
Weitere Informationen über die Villa Albertine : https://villa-albertine.org/fr
FESTIVAL ¡ VIVA VILLA !
Das Festival ¡ Viva Villa ! wurde von der Casa de Velázquez, der Villa Kujoyama und der Académie de France in Rom – Villa Médicis ins Leben gerufen und entspringt dem gemeinsamen Wunsch, sich regelmäßig dem französischen Publikum zu stellen und dazu die Künstlerinnen und Künstler, die im jeweiligen Jahr in diesen drei Einrichtungen in Madrid, Kyoto bzw. Rom eine Residenz innehatten, mittels Ausstellungen, Filmzyklen oder künstlerischen Darbietungen zu versammeln.
Seit seiner Gründung im Jahr 2016 verfolgt das Festival sein ursprüngliches Ziel: dem Publikum einen Eindruck von der Arbeit zeitgenössischer junger Kulturschaffender zu vermitteln und letzteren durch Begegnungen mit verschiedenen Akteuren aus ihrem beruflichen Umfeld den Übergang in die Zeit nach der Residenz sowie das Knüpfen freundschaftlicher und künstlerischer Verbindungen zu erleichtern.
Weitere Informationen unter https://www.vivavilla.info/